Ponykarussell: Eine Frage des Umgangs mit Tieren

In Landau startet heute der Herbstmarkt. Mit von der Partie ist – wie schon seit vielen Jahren beim Mai- bzw. Herbstmarkt – ein Ponykarussell. Die Tiere tragen den ganzen Tag den Nachwuchs der Marktbesucher stupide im Kreis, stehen im Raudau und Trubel zwischen den anderen Fahrgeschäften.

Seit Jahren hagelt es Kritik von Tierschützern, wobei man eigentlich kein passionierter Tierschützer sein muss, um hier Mitleid für die Tieren zu empfinden. Jedes Jahr zweimal das selbe Spiel: Der Amtsveterinär kontrolliert die Haltungsbedingungen und diese scheinen ok zu sein. Dies wird nun auf Grund der aktuellen harschen Kritik in den ortansässigen Medien kundgetan – DIE RHEINPFALZ veröffentlichte aktuell einen langen Bericht. Die wahr werdenden Kinderreitwünsche werden geprießen, die langjärige Erfahrung des Betreibers und dessen Sinn für Tierschutz herausgestellt und der erste Beigeordnete der Stadt ist sich nicht zu Schade sich genervt über Tierschützer zu äußern. Und hoppla, das Spiel geht weiter!

Auch der Amtsveterinär kommt zu Wort und hat durchaus Recht, wenn er die Frage um das Für und Wider des Ponykarussells beim jetzigen Herbstmarkt als eine weltanschauliche Frage bezeichnet. Doch dieser Gedanke wird natürlich in dem Bericht nicht weiter vertieft.

Daher merken wir in der Sache an:

Der Mensch sollte seinen Umgang mit Tieren an generell überdenken. Er stellt an vielen Stellen Tiere in seinen Dienst. Wo dies geschieht, handelt es sich fast ausschließlich um Sklaverei, aber nicht aus einer wirklichen Notwendigkeit heraus, sondern heute eigentlich nur noch zum menschlichen Vergnügen oder anderen Nutzen. Waren früher z.B. noch der Ackergaul oder andere Zugtiere unabdingbar, stehen heute an dieser Stelle empfindungsfreie Maschinen. Das ist gut so. Es bleiben in der moderne Gesellschaft drei große Konfliktgebiete, Bereiche, in denen der Mensch Tiere ausbeutet: Tierversuche, Nahrungsmittelbeschaffung und Vergnügungsgewerbe. An diesen drei Bereichen muss gearbeitet werden, denn Tiere sind sensible und leidensfähige Wesen, genau wie wir selbst. Sie empfinden physische und psychische Qual genau wie wir, haben jedoch unter dem Einfluss des Menschen keine eigene Entscheidungsfreiheit. Wenn ein Artist sich beispielsweise im Zirkus selbst quält und zur Schau stellt oder sich ein Proband gegen Geld für Versuche zur Verfügung stellt, tut er dies aus eigenen Stücken. Ein Tier wird gezwungen. Muss das sein? Auch zur Massentierhaltung gibt es Alternativen, in letzter Konsequenz die vegetarische Ernährungsweise. Gleiches gilt für die Notwendigkeit von Tierversuchen, wenngleich dies immer in der breiten Öffentlichkeit bestritten wird. Wir haben es wirklich in unserer modernen Gesellschaft nicht mehr nötig Tiere zu quälen und auszubeuten!

Zurück zum Ponykarussell. Auch wenn die Haltung der Ponys sicherlich sauber und korrekt stattfindet – wahrscheinlich besser als in den meisten Zirkusbetrieben –, ist es sicher dem einzelnen Tier kein Vergnügen, wenn dieses stundenlang den menschlichen Nachwuchs auf einem Rummelplatz mit Lärm, Radau und Trubel auf seinem Rücken im Kreis trägt! Und welche Ideologie wird dabei den Kindern auf den kreisrunden Weg mitgegeben? Sicherlich nicht den Gedanken des respektvollen Umgangs mit unseren Mitlebewesen. Mir sind auch zum konkreten Fall Stimmen von Kindern bekannt die sagen: die armen Tiere!

Hier kommt – wie auch bei den anderen o.g. Tierausbeutungsbereichen – ein weiteres menschliches Phänomen zum Tragen, nämlich eine Art Artenrassismus. Wer würde seinem geliebten Haustier eine solche Opferrolle aufbürden? Die einen Tiere hätscheln und pflegen wir, die anderen behandeln wir respektlos und stellen sie in einen unsinnigen, aber profitablen Dienst. Es gibt wohl Tiere erster und zweiter Klasse? Diese krude Gedankenwelt sollten wir nicht auf die kommenden Generationen transportieren.

Diese Fragen der Verantwortung gegenüber den Mitlebewesen können zunächst keine Gesetze und Verordnungen, auch kein Amtsveterinär oder eine Stadtverwaltung regeln. Jede einzelne Begleitperson, sei es Mama, Papa, Oma, Opa oder wer auch immer, steht in der Verantwortung beim potentiellen Gang an die Karussellkasse. (hho)

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