Literatur zur Tierwelt

Auszug aus „Schach der Qual“

„Das Axiom wurde nun einmal aufgestellt – um alle unliebsamen Diskussionen abzubrechen –, dass im Dienste der Wissenschaft und zum Wohle der Menschheit das Opfer der minderwertigen Kreatur notwendig und sogar im höchsten Maße segensreich und es daher eine ganz und gar unwissenschaftliche, nur tiernärrischen alten Jungfern geziemende Charakterschwäche beweist, wenn man gegen diesen wichtigen Behelf der Heilkunde Einspruch erheben will. Um nicht so unvernünftig zu erscheinen, geben viele dem Proteste, auch wenn er sich in ihrem Innern regt, nicht Ausdruck.

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Nachruhm

von Manfred Kyber  (1880 bis 1933)

Die Totenfeier am Sarge des berühmten Anatomen und Leiters des Physiologischen Instituts der alten Universität gestaltete sich zu einer ergreifenden Huldigung der akademischen Kreise vor den Verdiensten des großen Verstorbenen. Der Katafalk war mit Kränzen und seidenen Schleifen behangen, in Lorbeer und Blumen gehüllt, brennende Wachskerzen umrahmten ihn und vor ihm waren auf samtenem Kissen die zahlreichen Orden ausgebreitet, die der gelehrte Forscher mit berechtigtem Stolz getragen hatte.

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Grausame Vergnügungen

Die Fleischesser

In allen moralischen Lehren existiert eine Treppe, die von der Erde zum Himmel führt; ein Aufstieg ist nicht anders möglich als dass man bei der ersten Stufe beginnt...
Alle Moralisten erkennen die Notwendigkeit an, dass man sich die Tugenden nur fortschreitend und methodisch aneignen kann.

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Die Kuh

von Emile Verhaeren  (1855-1916) 

Als kaum die Finsternis anhub zu weichen,
um fünf Uhr früh, im ersten Morgenrot,
schrieb auf der Stirn der Kuh ein Knecht des Kreuzes Zeichen,
band ihr das Halfter um und führte sie zum Tod.

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Der Ochs in Todesangst

 von  Alfred Polgar (1873 - 1955)

Im Allgemeinen - sagen die Metzger - dürfe gelten, dass Schlachtvieh keine Todesangst empfinde. Besonders für Hornvieh treffe dies zu. Das Huhn, wenn die Köchin es so gewiß zwischen die Fäuste nimmt, das Schwein, zum Block geschleift: sie mögen ahnen, was ihnen bevorsteht. Aber Hornvieh ist eben Hornvieh. Dumpf, dumm, dämlich. Wehen des Todesfittichs spürt es nicht, und Schatten des Fittichs kann es nicht sehen, weil der gütige Mensch dem Ochsen die Augen verbindet, ehe er ihm die Keule aufs Stirnblatt schmettert. So ist er schon einmal, der Mensch.

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Der Sohn des Jägers – ein Essay der Empörung

Es ist völlig sinnlos, sich mit ihnen darüber zu unterhalten, sie verstehen es nicht, sie können es nicht verstehen, denkt er, sie hören es, aber es sickert nicht in das Herz, in den Verstand, ergreift  nicht ihr Denken, noch weniger ihr Handeln  und sie wollen es auch nicht verstehen und werden es auch in nächster Zukunft nicht verstehen. Es ist genauso nutzlos mit ihnen über Ethik zu reden, über ethisches Verhalten zu diskutieren, weil sie es nicht begreifen, ist es doch von ihren stupiden Verhaltensweisen, von dem, was sie von ihren Eltern und Großeltern gelernt und übernommen haben, weiter entfernt, als die Lebensbedingungen eines Millionärs vom harten Existenzkampf der Menschen in einer römischen Vorstadthochhaussiedlung. ...

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Brief einer veganen Mutter an ihre kleine Tochter

"Du wirst niemals einen Elefanten auf dem Kopf stehen sehen
Du wirst stattdessen fantastische Akrobaten und Clowns sehen.
Du wirst niemals Ostereier anmalen oder ein "Happy Meal" essen.
Du wirst stattdessen Schweinen den Bauch streicheln - und wissen, dass Hühner Empfindungen haben und träumen.
Das Läuten des Eiswagens wird nicht Musik in deinen Ohren sein.
Du wirst wissen, dass dein Soja-Eis nicht Leid und Tränen verursacht hat.

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Der Tod und die Kälte

von Heike Heinze, Berlin

"Sobald es kalt wird, glitzernd weiße Flöckchen die Stadt zudecken, begegne ich meinen toten, einst gepeinigten Freunden überall. In Form von Kleidung und Accessoires, die Menschen tragen. Die Haut der Tiere, ihr herrlicher Pelz, den ihnen die Natur im Laufe der Evolution zum Schutz geschenkt hatte, wurde ihnen zum Verhängnis. All die Jahre gehe ich durch die kalten Wintermonate für meine noch lebenden Freunde und für die toten.

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Der Alptraum des Jägers / Der Tag der Rache

von Heike Heinze, Berlin

Schneeflocken rissen den schnarchenden Jäger aus dem Schlaf. Zarte, weiße Gebilde, die scharfkantigen Kristallen gleich, in die Poren seiner nackten Haut stachen. Entsetzt riss er die Augen auf - verfluchte diesen naturgegebenen Reflex, denn sofort brannten seine vereisten Lider wie Feuer. Das steife, beinahe taube Anhängsel seines rechten Unterarms verlor die Balance im Dickicht knackender Zweige. Die Kälte, "Oh mein Gott, diese furchtbare Kälte!", hatte sein zuvor ruhendes, fröhliches Gesicht zu einer schieflächelnden Maske modelliert. Sein Kopf schnellte wie ein fratzenhaft rosiger Pingpongball hin und her und verstand nicht! Der Schädel des Mannes schien anfangs für diesen einzigen, herbeirasenden, nadelspitzen Gedanken zu klein zu sein, als wollte die darauffolgende Erkenntnis einfach nicht hineinpassen. Bis er begriff.

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Gedanken einer Mutterkuh

Kannibalen werden oft verachtet,
doch was ist, wenn Ihr uns schlachtet?
Auch tote Tiere sind doch Leichen,
muss der Gedanke nicht schon reichen???

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Mein Name ist Tier und ich hasse euch

Von Jens Grote

Für euch verdammte Tierversuchsärzte empfinde ich nichts außer Verachtung. Wie könnt ihr es wagen, die Aussicht auf Forschungserfolge über mein Schmerzempfinden und meine Qual zu stellen? Wisst ihr eigentlich, wie uninteressant es für mich ist, ob eure Kosmetik hautverträglich ist? Ich benutze solchen Schund nicht, schmiert es euch also gefälligst selbst in die Augen, wenn ihr wissen wollt, wie sehr es dort brennt.

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A Modest Proposal - Jonathan Swift

A Modest Proposal for preventing the children of poor people in Ireland, from being a burden on their parents or country, and for making them beneficial to the publick (1729)
Jonathan Swift

It is a melancholy object to those, who walk through this great town, or travel in the country, when they see the streets, the roads and cabbin-doors crowded with beggars of the female sex, followed by three, four, or six children, all in rags, and importuning every passenger for an alms

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Nachruhm

Von Manfred Kyber  (1880 bis 1933)

Die Totenfeier am Sarge des berühmten Anatomen und Leiters des Physiologischen Instituts der alten Universität gestaltete sich zu einer ergreifenden Huldigung der akademischen Kreise vor den Verdiensten des großen Verstorbenen. Der Katafalk war mit Kränzen und seidenen Schleifen behangen, in Lorbeer und Blumen gehüllt, brennende Wachskerzen umrahmten ihn und vor ihm waren auf samtenem Kissen die zahlreichen Orden ausgebreitet, die der gelehrte Forscher mit berechtigtem Stolz getragen hatte. Zu beiden Seiten der Bahre standen die Chargierten der Korporationen mit blanken Schlägern und neben den Angehörigen saßen der Senat der Universität in vollem Ornat, sämtliche Professoren der Hochschule und die Vertreter der Behörden.

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Das Rehkitz

Ein Mosaik aus Licht.
Das Gras zwischen den Steinen,
An manchen Stellen rot gefärbt
Von ihrem Blut.

So lange leckte ich noch ihre Wunde,
Sah, wie der Glanz in ihrem Auge starb.

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Gedichte

Das Kälbchen

Du Tier, im dunklen Stall geboren,
Eh du des Lebens recht bewußt,
Greift dich ein Schlächter bei den Ohren
Und reißt dich von der Mutterbrust.

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Gedanken eines sterbenden Wildschweins

Heute morgen war die Welt noch in Ordnung. Ich lag mit meiner Familie im Dickicht im Wald und schlief. Alles war vertraut.
Es war noch nicht Mittag, als ich mit meiner Familie (ihr Menschen nennt es Rotte, warum weiß ich nicht) vom Lärm der Menschen und Hunde geweckt wurde. In Angst rannten wir alle los, manche konnten sich retten, aber ich lief offensichtlich in die falsche Richtung. Dann gab es einen Knall. Im ersten Moment wusste ich gar nicht was los war, ich spürte einen Schmerz an der Schulter und meine Angst wurde zur Panik.

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Im Verkehr mit den Tieren

von Friedrich Nietzsche

Man kann das Entstehen der Moral in unserem Verhalten gegen die Tiere noch beobachten. Wo Nutzen und schaden nicht in Betracht kommen, haben wir ein Gefühl der völligen Unverantwortlichkeit; wir töten und verwunden zum Beispiel Insekten oder lassen sie leben und denken für gewöhnlich gar nichts dabei. Wir sind so plump, daß schon unsere Artigkeiten gegen Blumen und kleine Tiere fast immer mörderisch sind: was unser Vergnügen an ihnen gar nicht beeinträchtigt.

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Stille Nacht

von  Liane Ludwig

Das große Gemetzel ist zu Ende. Das Kreischen und das Grölen haben aufgehört, das Röcheln der Abgeschlachteten ist verstummt. Das waren die Besten des Jahres! Speziell gezüchtet um ein Alter zu erreichen, in dem ihre Leiber etwas fest, aber noch sehr zart sind. Alle noch Kinder, viele erst Säuglinge.
 
Die Großen wehrten sich verzweifelt, haben geschrien und in blinder Panik versucht zu flüchten. Schnell stellte man sie mit Elektroschocks und Schlagstöcken ruhig...bis sie vor Schmerz und Erschöpfung nur mehr leise wimmern konnten.

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Vom neuen Götzen

von Friedrich Nietzsche

Irgendwo gibt es noch Völker und Herden, doch nicht bei uns, meine Brüder: da gibt es Staaten.
    Staat? Was ist das? Wohlan! Jetzt tut mir die Ohren auf, denn jetzt sage ich euch mein Wort vom Tode der Völker.
    Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: »Ich, der Staat, bin das Volk.«

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... UND DAS LICHT KAM IN DIE WELT

von Liane Ludwig

Grelles Licht brannte Tränen in meine Augen. Ich schrie so laut ich nur konnte.

Man hat mich verraten und rausgeworfen, man riss und zog mich, quetschte mich und drängte mich unwiederbringlich hinaus, weg vom einzigen warmen Platz den ich kannte, raus aus der dunkelheißen Sicherheit meiner Höhle – die von Anbeginn der Zeit zu mir gehörte. Die Geborgenheit, der ich mich anvertraut hatte, hat sich unerbittlich von mir losgesagt.

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Weihnachtsgedicht

Die Weihnachtsgans für den festlichen Tisch,
das Huhn, die Ente, das Kälbchen, der Fisch,
der Truthahn, das Lamm und das arme Schwein
erleben für's Fest nur Folter und Pein.

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