Der Jäger als Retter der Natur und Wohltäter der Menschen

Das Bild des Jägers in der öffentlichen Sichtweise glich, romantisch verklärt durch Filme á la  „Der Förster vom Silberwald“, in den ersten Jahren nach Kriegsende dem Bild eines  knorrigen, unbeugsamen Wächters über Wald und Tierwelt. In seiner schmucken Uniform, die dem Jäger selbst am meisten half, den gedanklichen Übergang aus der Göringschen Heger- und Pfleger-Philosophie in die demokratische Nachkriegszeit zu erleichtern, präsentierte er sich als Respektsperson, der in seinem Revier jedes Tier persönlich kannte und nur alte und kranke Rehlein durch einen Gnadenschuss von ihren Leiden erlöste. Ein wahrhaft guter Mensch, ein Tierfreund schlechthin.
Aber die Zeiten änderten sich. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte entstand in weiteren, meist betuchteren Bürgerschichten das Verlangen, aufgestaute Destruktionstriebe legal ausleben zu können und dabei parallel die vertraute geistige Uniformierung faschistoider Traditionen weiter zu pflegen. Was lag näher, als sich den Jägern anzuschließen, boten sie doch die gewünschten geistigen und optischen Voraussetzungen. Die Jagdverbände wurden nun zusehends von dem begüterten Bürgertum unterwandert, zumal diese Herrschaften dann ihren Sonderstatus durch großvolumige Geländewagen sogar auf Waldwegen zeigen dürfen, nachdem Golf und Tennis zum Massensport verkommen sind.
In dieser Zeit, als das Treiben der Freizeitschützen in den Wäldern und auf den Feldern überhandnahm, trat nun vereinzelt eine neue ethische Minderheit der Jägerschaft entgegen und prangerte  vehement den organisierten Tiermord zum Zwecke der Lustbefriedigung und Freizeitbeschäftigung an. Es waren die sogenannten und selbsternannten  Tierschützer, allesamt  ideologisch ethisch verblendet, ohne Sachkenntnis, da ohne grünen Sonderschulabschluss wie die Jäger, vom Bambi-Syndrom infiziert, kurzum, es waren naturentfremdete Wichtigtuer aus der nächsten Großstadt, die am heilen Bild der Jäger kratzten und vereinzelt sogar die Aufmerksamkeit der denkenden Minderheit der Bevölkerung erreichten. Die Stimmung begann daraufhin in den nächsten Jahren für die Jägerschaft zu kippen. Weiten Teilen der Bevölkerung lag ein ungeschmälertes Naturerlebnis zunehmend am Herzen und man erfreute sich mehrheitlich lieber am lebenden Reh im Wald als an der abgezogenen Rehkeule im Metzgerladen.

 
Auf ihrem gesellschaftlich verlustreichen Rückzugsgefecht fand die Jägerschaft noch die Unterstützung der Politiker und Verwaltungen, waren und sind deren Führungskader doch häufig selbst Jäger und Menschen, die auch ihren heimlichen Destruktionstrieb ausleben wollen; der nichtjagende Rest dieses Personenkreises bekam an Weihnachten als kleines Erinnerungsgeschenk und Demutsgeste die Wildschweinkeule frei Haus.
Eine zweite Gruppe der Jägersympathisanten kristallisierte sich daneben immer stärker heraus. Es waren die Pfaffen - vorwiegend die katholischen Priester mit ihren Hubertusmessen - denen die Jägerschaft im Tausch gegen vermeintlich göttlichen Segen im November ein kostenloses Event mit Blasmusik bot. Zu diesen Blutandachten mit der zugehörigen Kadaverliturgie und  mit Tierleichen geschmückten Kirchen strömten zahlreiche Schaulustige in die sonst immer leerer werdenden Tempel, hofften auf ungewohnte Unterhaltung und hörten dabei erstaunt, wie man in der Catholica scham- und skrupellos die Hubertuslegende ad absurdum führte, ihre Botschaft pervertierte und wie man mit flächendeckendem Gemetzel unter der Tierwelt mit Gottes Segen die Schöpfung bewahrt.


Die Jagdlobby wurde über die Jahre gezwungen, die Basis ihrer öffentlichen Akzeptanz wieder zu verbreiten, zumal man sich bewusst war, dass eine dauerhafte Sympathie der Politikergunst mehr als unsicher ist und die Pfaffenfreundschaft spätestens dann schlagartig endet, wenn sich die Meinungsverhältnisse und damit die Machtverhältnisse ändern; waren doch die Kirchen schon immer auf der Seite der Sieger und nie Anwalt der Unterdrückten oder gar Kämpfer für die rechtlose Tierwelt. „Erst das Fressen, dann die Moral“ (Brecht) war das gelebte Leitbild, auch wenn man gerne das Gegenteil predigte.
Mit Hilfe unkritischer Medien wurde nun aus Marketinggründen ein potemkinsches Dorf von Jägertugenden aufgebaut, das auch dem Letzten verdeutlichen sollte, wie wichtig und bedeutend der Naturschutz nach Jägerart ist. Die Mehrheit der ahnungslosen Bürger ahnte bis dato gar nicht, mit welch aufopferungsvollem Engagement die Jägerschaft Natur und Bevölkerung vor immensen Schäden und lebensbedrohlichen Gefahren bewahrt, welch gesellschaftlichen Nutzen der einzelne Schiesswütige für das Gemeinwohl darstellt und wie ungerecht er oftmals von dieser Tierschutzbrut attackiert wird. Es galt, die Selbstlosigkeit seines Handelns herauszuarbeiten, seine Rolle als Naturschützer zu präzisieren und zu erläutern, dass allein mit der Flinte eine gewisse Ordnung in der freien Natur zu erreichen sei. Da der Jäger nun aber das gesamte wildbiologische Wissen für sich gepachtet hat, legt er auch die Kriterien der Naturordnung fest, also welche Tierart in welcher Menge sich hier oder dort aufhalten und leben darf. Verstöße der Tiere gegen diese rigide Ordnung, oder wie man modern sagt, gegen das Wildtiermanagment, werden umgehend bestraft. Allerdings gibt es für Wildtiere nur die Todesstrafe, was dann wortreich  mit gesamtwirtschaftlichem Nutzen und der Begrenzung ausufernder Populationen als alternativlos erklärt wird.
Da die Tierwelt nun doch sehr vielfältig ist, sind auch die Gründe, die zur Todesstrafe wegen Regelverstoßes führen, ebenfalls vielfältig und setzen tiefen Glauben aber wenig Geist an die Richtigkeit der Rahmenbedingungen voraus. Vergrämungsmethoden jenseits der Flinte liegen für das Jägervolk grundsätzlich außerhalb seiner Vorstellungswelt und Denkstruktur.

Hier nun eine kleine Liste, mit welch tiefer kognitiver Dissonanz  ein armes Jägerhirn kämpfen muss, will er die einzelnen Begründungen in ein übergeordnete Logik überführen:

 
Kormorane werden geschossen, weil sie den Fischern alle Fische wegfressen und Fischarten ausrotten, 
Katzen, weil sie rücksichtslos Singvögel fangen,
freilaufende Hunde hetzen darüber hinaus den gesamten Wildbestand zu Tode,
Füchse müssen auch durch Baujagd und Fallen vernichtet werden, wo immer sie auftauchen oder sich ihre Baue befinden, weil sie das Niederwild ausrotten, den Fuchsbandwurm, Räude und Tollwut übertragen und aufgrund ihrer hinterlistigen Durchtriebenheit nicht mit der Flinte allein ausreichend bekämpft werden können,
Krähen, Elstern und Eichelhäher, weil sie den Bauern die Saat wegpicken, Vogelnester plündern und durch auffälliges Verhalten dem Wild in unverschämter Weise die Anwesenheit des Jägers (Naturregulators) verraten,
Wildschweine, weil sie Rasen, Bankette, Grünland und Felder umgraben, sich unerlaubter Weise in Maisfeldern verstecken, Gärten, Grünanlagen, Friedhöfe verwüsten (hier Betende gefährden), Großstadt-Bevölkerungen terrorisieren und unsere Nahrungsgrundlage durch unermesslichen Schaden in der Landwirtschaft gefährden, dies gilt nicht nur das durch Vertilgen der Ernte, sondern insbesondere auch durch die Verbreitung der Schweinepest;
Reh- und Rotwild, weil sie junge Bäume anknabbern und durch Fegen zerstören, Baumsämlinge fressen und dann der Wald zugrunde geht,
Nilgänse nehmen den Störchen und praktisch allen Wasservögeln die Nistplätze weg, machen sich frech in Grünanlagen breit und verkoten die Wiesen, gehören als Neozoen nicht zu den heimischen Arten, sondern in die Arabische Welt,
Marder fressen Autokabel an, vernichten Vögel und gefährden die Tierbestände privater und kommerzieller Geflügelhalter,
Waschbären sind amerikanische Neozoen, nehmen Vögeln und Fledermäusen die Nistplätze weg, fressen Eier und Jungtiere, gefährden die Hygiene in Städten, da sie Papierkörbe und Mülltonnen plündern, treiben in Speichern, Dachböden und Kaminen ihr Unwesen, vermehren sich unkontrolliert und massenhaft und sind deshalb absolut ausrottungswürdig,
Kaninchen unterhöhlen Bahndämme und bedrohen damit den Personenverkehr,
Nutrias sind unverschämt große Nagetiere, zerstören Flussufer, gefährden damit die menschliche Sicherheit und gehören als Südamerikaner (Neozoen aus der Dritten Welt) grundsätzlich nicht in die heimische Natur,
Marderhunde gehören, expansiv vorgedrungen aus russisch-sibirischen Revieren, nicht in die heimische Natur und bedrohen heimische Singvögel bzw. deren Gelege;
Tauben sind Krankheitsüberträger und deshalb äußerst gefährlich, außerdem richten sie in der Landwirtschaft große Schäden durch Fraß von Saatgut an.


Und wer denkt, dass sich der heimische Jäger nur für die deutsche Menschen- und Tierwelt aufopfert, verkennt seine polyglotte Ausrichtung, seinen Willen zu globalem Handeln.
Löwen, Elefanten, Giraffen, Nilpferde, Bären, Wölfe usw. müssen abgeschossen werden, weil die Einnahmen aus dem Jagdtourismus den armen Ureinwohnern den Lebensunterhalt sichern und ohne die Jagd hier schon keine natürlichen Lebensräume mehr vorhanden wären.
Nach dieser Liste bleibt auch für Uneinsichtige nur das Fazit und ob es den vermeintlichen Tierschützern passt oder nicht: Jagd ist angewandter, selbstloser und aufopferungsvoller Natur- und Menschenschutz, geschossen wird wirklich nur widerwillig und ist nicht im Entferntesten das Hauptmotiv des Jägers, denn nur das Töten von Tieren bewahrt die Schöpfung und rettet die Artenvielfalt.

14.5.2013  Gunter Bleibohm

P.S.: Übrigens dreht sich die Sonne um die Erde und die Erde steht im Zentrum des Universums und wurde vor ca. 6000 Jahren in 7 Tagen erschaffen.

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