Zwischenruf: Ein Gespenst geht um!

Im guten Glauben etwas Gutes zu tun, den Gedanken des Tierschutzes in Sachen Jagd voranzutreiben und diesen Gedanken in die Öffentlichkeit zu tragen, beschlossen wir eine Anti-Jagd-Demo zu organisieren. Was wir nicht ahnten: Mit der Ankündigung dieses Vorhabens in der einschlägigen Tierschutzszene haben wir einem bösen Geist – oder besser gesagt einem Gespenst – die Tür aufgestoßen. Zwei Buchstaben hallten durch die heiligen reinen Hallen des Tierschutzes: Uhhhhhh-Ellllllll. Ohne Hall ausgesprochen: UL!
Diese Buchstabenfolge muss nun dem geneigten Leser zunächst dechiffriert werden: UL steht für Universelles Leben. Universelles Leben ist eine Religionsgemeinschaft, die als eines ihrer zentralen Themen den Tierschutz und Lebensbewahrung im Tierreich hat, das Vegetariertum bzw. den Veganismus propagiert..
Klingt doch gut – oder? Das müsste doch jedem Tierschützer gefallen! Jetzt setzen wir anstatt dem oben verwendeten Begriff Religionsgemeinschaft den Begriff Sekte ein. Klingt schon nicht mehr so gut – oder? Denn was lehrt uns unsere christliche Erziehung, die wir in der mitteleuropäischen Hemisphäre genießen oder genossen haben: Sekten unterdrücken Menschen, beuten diese aus, leiern ihnen das Geld aus der Tasche, bringen blutige Tieropfer, und die ganz Schlimmen opfern kleine Babys auf dem Altar. Kennen wir das nicht irgendwoher aus der Geschichte unseres Kulturkreises?
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Bei vergangenen Anti-Jagd-Demos, die über Jahre schon stattgefunden haben, waren Mitglieder von UL mit dabei, ja haben sogar maßgebliche Rollen gespielt. Gemeinsam mit  "Nicht-UL-Tierschützern" wurde für die Rechte der Tiere engagiert gekämpft. Natürlich war das für die Gegenseite, die Jäger, ein gefundenes Fressen: Jagdgegner werden von radikaler Sekte gesteuert! Auch die Männer in grün haben ja die oben genannte Definition von Sekte irgendwo mal bruchstückhaft gelernt und messerscharf geschlossen: Jagdgegner sind Sektenanhänger! Gut, was will man auch von Jägern erwarten, fehlen ihnen doch meist die Sachargumente? Soweit so gut.

Aber nun, glauben Sie bitte nicht, dass alle Tierschützer und Tierrechtler stolz darauf sind, gemeinsam gegen Tierleid und Jagdlobby zu kämpfen und zu den UL-Kollegen in der Tierrechtssache zu stehen, ohne deren religiöse Ideologie zu teilen. Nein. Abgewendet hat man sich und die Tierschutzszene gespalten. Angst herrscht. Mit einer Sekte will man nichts zu tun haben. Selbst die Jäger sagen ja, dass das Bäh-Pfui ist und die müssen das ja wissen, die sind ja sonst so klug.
In dem Moment, da wir beschlossen hatten, eine Anti-Jagd-Demo zu organisieren, haben wir dieses Gespenst freigelassen: Die erste Frage – mit besorgter Mine von einem überzeugten Tierschützer gestellt – war: Ist da UL dabei? Weiter gings: Wie könnt Ihr mit UL zusammenarbeiten? Was habt Ihr mit UL zu tun? Hat UL Euch nun auch unterwandert? So hallte es aus den verschiedensten Ecken. UL? Wo ist UL? Wir haben unter dem Bett geschaut, im Schrank, im Keller und vor allem in unserem Geiste: nirgends war UL! UL würden wir auch gar nicht reinlassen, denn wir lehnen jede Religion, jede Sekte, alles was mit Dogmatismus und Fremdbestimmung zu tun hat, grundsätzlich ab. WIR  haben die Demo organisiert. Ganz aus freien Stücken und niemand hat uns fremdbestimmt, erpresst oder sonst was.
Resultat: viele Tierschützer haben nicht mitdemonstriert, denn mit UL will man ja nichts zu tun haben, pflegt man doch lieber seine simple Ideologie als gemeinsame Stärke zu zeigen.
Wie ist das eigentlich? Wenn wir eine solche Aktion organisieren, müssen wir dann künftig eine Gesinnungskontrolle mit entsprechender Zugangserlaubnis durchführen? Was passiert wenn ein Moslem mitdemonstrieren will – so aus Überzeugung? Wie ist das bei einem Juden? Oder noch wichtiger – bei einem Katholiken oder bei einem Menschen mit anderer christlichen Religionsprägung? Für uns ist das absurd, einfach nur absurd!

Jetzt aber mal weg mit dem zynischen Unterton:
Wir von pro iure animalis sind frei und unabhängig! Unser Denken und Handeln wird ausschließlich von unserer Überzeugung und unserem ethisch-moralischen Anspruch gesteuert - und da steht in diesem Themengebiet der Schutz der Natur und besonders der Mitkreaturen, die keine Stimme haben, im Zentrum.
Wenn sich jemand, welcher religiösen Färbung auch immer, aus tiefer Überzeugung dem Kampf für Tierrechte anschließt und derjenige in seinem sonstigen Denken und Handeln keine verwerflichen Taten vollbringt , ist dieser Mensch willkommen!  Wir müssen gestehen: einem Mitglied von UL können wir seine aufrichtige Überzeugung in Sachen Tierschutz und Tierrechte abnehmen. Bei einem Mitglied der katholischen Kirche fällt uns das äußerst schwer, zumal die katholische Kirche bis heute den Tieren die Seele abspricht!  Ein Katholik muss einen erhebliches Spagat zwischen dem anthropozentrischen Standpunkt seiner Glaubenslehre und seiner tierfreundlichen Überzeugung vollführen.
Und noch eine Bemerkung zu dem "Unterwandern": Wer lässt sich denn unterwandern? Nur eine schwache Gruppe mit mangelnder Führungsstärke und schwachen Persönlichkeiten lässt sich unterwandern und einvernehmen.

Und ganz zum Schluss noch mal auf den Fall der Anti-Jagd-Demo am 7. November in Mainz bezogen:
All die Personen, die auf Grund des UL-Verdachts ferngeblieben sind, sollten hinterfragen, wie viel Verständnis wohl beispielsweise ein von Jäger gequältes und getötetes Wildtier für ihr Verhalten hätte? "Sorry – ich konnte Dir nicht helfen, nicht für Dich kämpfen, denn da waren mutmaßlich Leute von einer Sekte". Das wäre dann wohl die korrekte Antwort, die dem gequälten Tier zustände. Für uns ist das Verrat an der Sache und ein idealer Ansatzpunkt um die Tierrechtsbewegung zu spalten! Freuen tun sich mit Sicherheit die Jäger ...

Liebe Mitleser in Lodengrün, noch mal eine  Zusammenfassung:
Die Behauptung, pro iure animalis spricht und agiert auch mit einem UL-Mitglied, schüttelt diesem auch zur Begrüßung und zum Abschied die Hand, ist korrekt.
Die Behauptung, pro iure animalis ist von UL unterwandert, ist Mitglied bei UL, usw.  bringt umgehend Post von unserem Rechtsanwalt in den Briefkasten!

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